Menschen

1
Okt
2013

Heldin

Mach dich zur Heldin deines Lebens, nicht zum Opfer!


Nora Ephron, 1941 - 2012
US-amerikanische Drehbuchautorin (Harry und Sally, Silkwood, Schlaflos in Seattle...) und Filmregisseurin
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2
Jun
2013

Weg vom Zentrum

Immobilienzentrum. Schuhzentrum. Yogazentrum. Vermögenszentrum. VW-Zentrum, Porsche-Zentrum, Audi-Zentrum. Wo immer etwas verkauft wird, egal ob Geldanlagen, Möbel oder Fitness - zu gerne gesellen Marketingstrategen zum Produkt das Wörtchen "Zentrum", das sowohl eine gewisse Größe als auch Kompetenz suggerieren soll - gibt es nicht auch Wissenschafts- und Kompetenzzentren? Und haben nicht die, die im Mittelpunkt stehen, automatisch Zugriff auf Ressourcen wie Informationen, Wissen, Geld?

Am Rand zu stehen, weckt dagegen ungute Gefühle: Am Rande der Gesellschaft, am Rande der Leistungsfähigkeit. Randexistenzen, Randgruppen, Randständigkeit... Doch gerade in den Randgebieten findet doch das Leben statt, hat der Nicht-Mainstream seine Nische; hier werden Grenzen gesprengt, erweitert, neu gesteckt. Am Rand von etwas zu stehen, macht erfinderisch - seien es der besondere Service, die Qualität und persönliche Kundenbetreuung eines kleinen Betriebes oder das eigene Leben - Neuland liegt jenseits der Ränder, der unbekannten Außengebiete der eigenen Welt.
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27
Apr
2013

Sólo le pido a dios...

Manchmal habe ich eine bestimmte Melodie im Kopf, meist von einem Album, das ich vor langer Zeit gekauft und damals eine Weile in Endlos-Schleife gehört habe. So wie heute: Ich sitze auf dem Fahrrad und bin auf dem Weg vom Bahnhof nach Hause, radle unter violettem Himmel dahin. Ein leichter Frühlingsregen geht auf mich nieder, kaum gedämpft von dem noch puscheligen hellgrünen Blätterdach der Allee. Ich höre die Melodie im Kopf, es dauert einen Moment, bis ich sie zuordnen kann. Warum gerade Mercedes Sosa? Vielleicht, weil ich im Bildungszentrum in Nürnberg während der Nachmittagspause schnell in das Café im Erdgeschoss schlüpfte, um mir von der kubanischen Bedienung einen Milchkaffee zum Mitnehmen geben zu lassen? Fröhlich tanzt sie um die italienische Siebträgermaschine und entlockt ihr, während sie den Refrain des vermutlich kubanischen Liedes mitträllert, leckeren Kaffee. So wie sie ihn serviert, scheint alles ein großer Spaß zu sein, das Leben, die Arbeit im Café mit ihrer ebenfalls dunkelhäutigen Kollegin. Beide albern herum, lächeln mich an.

Vielleicht bekam ich deshalb auf dem Heimweg Lust auf lateinamerikanische Musik. Doch das Lied in meinem Kopf erzeugt eine ganz andere Stimmung: Langsamer, schwermütiger, majestätisch, gebieterisch fast erklingt die Stimme der Argentinierin Mercedes Sosa. Sólo le pido a dios, im Duett mit León Gieco, der dieses Protestlied gegen die argentinische Militärdiktatur textete und komponierte. Nur um eines bitte ich Gott: Dass der Schmerz, die Ungerechtigkeit, der Krieg mir niemals gleichgültig sein mögen...

Für dieses Lied wurde Mercedes Sosa 1979 samt Publikum verhaftet; anschließend floh sie über Paris nach Madrid. Erst 1982 konnte sie nach Argentinien zurückkehren.
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3
Feb
2013

Is there something wrong

... when you have to order your pizza in English in the middle of Bavaria? Thank god the pizza man speaks English. And was clever enough to ask me if I do, too.

Enjoy your meal!
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3
Jan
2013

Pinkler des Jahres 2012

Er stand am hell-lichten Neujahrstag auf dem Grünstreifen neben der Straße, nestelte an seinem Hosenstall - umständlich und als hätte er alle Zeit der Welt - und schien die zahlreichen Spaziergänger gar nicht zu bemerken. Da drängte sich unweigerlich ein ganz spezieller Jahresrückblick auf: Die Pinkelmänner des Jahres 2012.

Zum Beispiel die drei an der Straße durch Bach an der Donau. Offenbar war das Weinfest in vollem Gange, während drei Männer synchron ihre ballistischen Wasserkurven in das goldene Herbstlicht zauberten. Die Wiese nebenan vollgeparkt mit vielen, vielen Autos; die Fahrer wohl mehrheitlich nicht mehr ganz nüchtern. Denn der Alkohol, der bleibt ja drinnen. Da könnt Ihr noch so schön in die Landschaft..., liebe Männer.

Und dann erst der Typ, der nachts um zwei am Cinemaxx auf der Rechtsabbiegerspur stand und dort geradeaus strullerte, während mein Auto - zum Glück auf der anderen Spur - mit 50 km/h an ihm vorbeifuhr. Hätte ich abbiegen wollen, ich hätte ihn wohl auf meiner Motorhaube mitgenommen, und kein Scheibenwischer hätte geholfen.

Und das waren nur die Highlights, wohlgemerkt. Die Pinkler des Jahres sozusagen. Es geht schon wieder gut los, das neue Jahr!
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20
Aug
2012

Amaros Welt

Er sieht sich selbst als Umweltschützer, das Ordnungsamt schickt ihm Bußgeldbescheide. Immer mal wieder langt Amaro zu - zum Beispiel in die Schachtel bunter Kreiden, mit denen er hin und wieder Botschaften auf dem Pflaster vor dem Neuen Rathaus zu Regensburg hinterlässt. Und zwar regengeschützt unter dem Sitzungssaal, der an dieser Stelle die Martin-Luther-Straße überspannt.
Wir erinnern uns: Amaro ist der Guerillagärtner, der in dem seit Jahren brach liegenden Bebauungsloch (die Lücke klafft nicht in der Breite, sondern in der Tiefe) am Peterstor sein Obdach genommen und dort eine liebevolle Gartengestaltung aus Fundstücken, urbanem Treibgut und wild wuchernden Pflanzen geschaffen hatte: Ein herzförmiges Hochbeet aus alten Klinkersteinen, verwunschene Pfade aus alten Pflasterplatten oder eine Zuflucht für verlorene Teddybären - das war Amaroland. An der Mauer oberhalb hing eine bemalte Milchkanne mit einem Einwurfschlitz für Spenden und Blumensamen.
Inzwischen ist der Garten geräumt, unter Protest natürlich. Doch auch wenn Amaro diese städtebauliche Wunde in ein blühendes Kleinod verwandelte, so gehörte der Platz doch nicht ihm. Er wusste, dass es sich bestenfalls um eine Inbesitznahme, eine Besetzung auf Zeit handeln konnte.
Amaros Garten ist Geschichte, doch sein Protest geht weiter: So wie jüngst, als er ein "Müllfundbüro" unter dem Sitzungssaal einrichten wollte. Fein säuberlich hatte er eine Blume aufs Pflaster gemalt und einen Pfeil gezogen zu einer Stelle an der Mauer, wo sich bereits Zigarettenkippen türmten, als ich vorbeikam. Während ich die in kunterbunter Kreide geschriebene Botschaft las, kam der Meister persönlich vorbei. Er wolle auf den Dreck aufmerksam machen, der überall im Stadtgebiet herumliege. Einen Schuldigen hatte er auch schon ausgemacht: Das Ordnungsamt, das nur dann einschreite, wenn er selber den Müll der Anderen sammle und an anderer Stelle konzentriert wieder ablege. Dabei sei er doch nicht der Müllverursacher, sondern nur der, der darauf aufmerksam mache.

Eben. Ich wies ihn dezent drauf hin, dass doch zunächst mal jeder Einzelne für seinen Müll verantwortlich sei - das Ordnungsamt kann zwar Bußgelder verhängen, aber nicht viel am Bewusstsein der BürgerInnen ändern. Ob wohl die Kreidebotschaften dies vermögen?
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1
Jul
2012

Danke Amberg(erinnen)!

Zurück von der Schreibwerkstatt in Amberg: Ein heißes, kreatives Wochenende liegt hinter mir und den Teilnehmerinnen, die meinen Schreibanregungen emsig folgten und lustige, lebensbejahende, nachdenkliche, traurige, fröhliche, philosophische, verspielte... einfach tolle Texte schrieben. Wunderbar auch das gemeinsame Essen im Biergarten vom Winklerbräu, in den ich allein wahrscheinlich nicht gefunden hätte.

Danke für das schöne Wochenende - ich komme gern wieder nach Amberg!
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24
Jun
2012

Alice Schwarzers Lebenslauf

Ich lese: Eine der interessantesten, streitbarsten und präsentesten Frauen dieser Republik hat vor einer Weile ihren "Lebenslauf" vorgelegt - in Buchform und unter genau diesem Titel. Dabei steht für mich nicht der Feminismus im Vordergrund - so wie Alice Schwarzer auch nie nur "die Frauen" im Blick hatte, sondern schlicht und ergreifend die Gerechtigkeit. Gegenteiliges können eigentlich nur die behaupten, die Schwarzer und EMMA nie gelesen haben. In Lebenslauf geht es um das Aufwachsen eines Menschen unter schwierigen Bedingungen, die das Mädchen Alice früh zur Selbständigkeit zwingen und befähigen: Geboren während des zweiten Weltkriegs als uneheliches Kind einer Mutter, zu der sie erst später eine Art geschwisterliches Verhältnis aufbauen sollte; aufgezogen und geprägt überwiegend vom geliebten Großvater - einer frühen männlichen Bezugsperson, die das Kind als gleichberechtigt behandelte. Ebenso wie die schwierige, exzentrische Großmutter.

Alice Schwarzer nimmt kein Blatt vor den Mund - sie ist gescheit und kritisch, auch gegenüber sich selbst und ihren frühen Jahren. Und sie schreibt amüsant und lebensklug. Alice Schwarzer, das heißt eben auch gelebte Zeitgeschichte - eine Zeitgeschichte, in die sie selbst als Ikone der Frauenbewegung eingegangen ist. Unbedingt lesen!
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19
Mrz
2012

zuschreibungen

nur zu
auf den kopf
auf den kopf zusagen
mir etwas zuschreiben
die anderen
wissen schon
wer ich bin
bevor ich es selbst auch nur
ahne
oder nicht?
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21
Feb
2012

Onkel Heinz

Es ist mal Zeit für eine Hommage auf meinen Onkel Heinz. Geboren 1915 in Szczecin - damals noch Stettin -, verkörperte er für mich den perfekten Preußen. Ihm fehlte nur das Monokel. Dabei könnte ich nicht einmal sagen, wie genau er es mit den preußischen Tugenden nahm. Ich war erst fünfzehn, als er starb. Onkel Heinz und Tante Raissa diskutierten gern mit mir. Vielleicht waren sie das ein oder andere Mal amüsiert, was dieser naive Backfisch, der von der Welt noch nichts gesehen hatte, so von sich gab, und sahen es als ihre Aufgabe an, meinen Horizont zu erweitern. Dazu bediente Onkel Heinz sich gern mal eines Rätsels, zum Beispiel: Welche Burg ist auf dem 500 DM - Schein zu sehen? Ebendiese Banknote erhielt ich dann als Konfirmationsgeschenk - nicht ohne die Frage vorher richtig beantwortet zu haben. Die D-Mark ist Geschichte. Onkel Heinz auch. Er war Ingenieur bei einem großen deutschen Elektronik-Konzern, aber es ist unwahrscheinlich, dass ich seinetwegen später auch Ingenieurin wurde. Trotzdem gefällt mir der Gedanke. Warum ich heute an Onkel Heinz gedacht habe? Wegen Des Ingenieurs Taschenbuch, das in meinem Regal mit alten Büchern steht. Herausgegeben vom Akademischen Verein Hütte, 23. Auflage, Berlin 1920.
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