mobil

25
Dez
2012

Das letzte Türchen

Gestern Vormittag in der Stadt: Es herrschte fröhliche, aufgeräumte Stimmung - nichts muss mehr, alles kann. Wer jetzt noch durch die Stadt flanierte, suchte keine Geschenke mehr. Nur noch ein paar letzte Besorgungen, Vorbestelltes vielleicht oder ein i-Tüpfelchen oder Sahnehäubchen, bei dem es auch nicht so schlimm wäre, wenn man es verpasste. Ein Päckchen Tee, ein Franzi-Brot vom Ebner oder so. Freunde, Freundinnen zufällig treffen, ein paar Worte wünschen, Frohes Fest.

Angesichts der SUVs, die sich dick wie Elefanten und langsam wie Schnecken durch die Altstadt schoben, befiel mich dann doch noch ein beunruhigender Gedanke: Was, wenn diese Leute das Auto bis heute aufgespart haben? Wenn sie Tag für Tag ein anderes Auto aus ihrem Riesenfuhrpark holten? Am 1. Dezember vielleicht beginnend mit einem Toyota Aygo, sich langsam steigernd über Golf, Audi A 8 bis hin zu eben diesem dicken Straßenkreuzer, den keiner braucht und der bei der Parkplatzsuche nur lästig ist? Vielleicht muss man ihn deshalb ständig bewegen - weil zum Stehenbleiben ohnehin kein Platz ist.
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18
Jul
2012

Über die Weltraumfahrt

Raumfahrt tut not: Kommunikation und Klimaforschung, Erdbeben- und Tsunamiwarnsysteme oder schlicht Navigation. Da möchte man meinen, dass die Weltraumfahrt größte Priorität zumindest bei den größeren, industriell entwickelten Ländern genießt. Doch es ist kurios: Russland hat Raketen, aber keinen Startplatz - seit dem Zerfall der Sowjetunion ist Kasachstan ein eigener Staat, und der lässt sich die Nutzung des Weltraumbahnhofs Baikonur natürlich gut bezahlen. Außerdem, welcher Oligarch möchte schon gern von einem anderen abhängig sein? Das neue Kosmodrom Vostochny (das bedeutet östlich) in Russlands Grenzregion zu China ist aber noch nicht fertig. In Afrika und Südamerika hingegen herrschen zwar gute Voraussetzungen - für einen Start ins All sind die Nähe zum Äquator und möglichst unbewohnte Gebiete drumherum Bedingung -, aber es fehlt die Technologie. Wie gut, dass es, dem Kolonialwesen sei Dank, in Südamerika ein Stückchen Frankreich gibt: Das Übersee-Departement Französisch-Guayana mit dem europäischen Raumhafen Kourou. Von hier aus startet Ariane, die europäische Trägerrakete. Inzwischen sind wir bei Ariane 5 angekommen. Sie bringt zum Beispiel auch das ATV ins Weltall, das Automated Transfer Vehicle - einen Weltraumfrachter, der die Internationale Weltraumstation ISS mit Nachschub versorgt. Die Menschen, die derzeit dort oben arbeiten, sind im übrigen auf die russische Sojus angewiesen, um zur Erde zurückzukehren. Seit gestern befinden sich sogar drei neue Kollegen an Bord der ISS, die in einer Sojus an die Raumstation andockten. Die bemannte (oder bemenschte) Raumfahrt der USA hingegen ist vorerst Geschichte - das Space Shuttle Programm wurde vor gut einem Jahr eingestellt. Zum Glück gibt es ja noch die Chinesen, die sich mit Hilfe russischer Experten europäischer und sowjetischer Technik bedienen. Oder die Inder, deren Raumfahrzeuge Currys aus Komponenten verschiedenster Herkunft sind. Und wenn eine runterfällt, wird diskutiert, ob deutsche Technik schuld daran ist. Hier wird die bemannte Raumfahrt etwas warten müssen, doch die Inder wollen zum Mars.
Raumfahrtprogramme prägen das Prestige einer Nation - spätestens seit Kennedys "We choose to go to the moon" vor fünfzig Jahren. Umso erstaunlicher, dass Amerika den Anspruch der bemannten Raumfahrt aufgegeben hat. Vielleicht aber auch ein Zeichen der Annäherung: Russische Technik, die an einer Internationalen Raumstation andockt, mit einer Besatzung, die vor Diversität nur so strotzt - ein Japaner, drei Russen, eine US-Amerikanerin slowenisch-indischer Herkunft und noch ein amerikanischer Kollege - Männer und Frauen, Menschen aus Ost und West. Da bleibt nur zu wünschen: Weiter so und mehr Kooperation statt Klein-Klein, und Konkurrenz nur noch um der Weiterentwicklung willen. Vielleicht können wir, die Erdbevölkerung, uns wirklich irgendwann aufeinander verlassen.

Und wer es genauer wissen will - wer welche Raketen hat, wann sie starten und ob zum Beispiel der Iran ebenfalls ins All strebt -, kann das alles und noch viel mehr hier nachlesen und mitdiskutieren: www.raumfahrer.net

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29
Jun
2012

Arm und reich

Ich verstehe nichts von Autos. Doch vor meiner autolosen Dekade war ich erst Lehrling, dann Studentin mit entsprechendem Bugdet. Mein jeweiliges Gefährt reparierte mir der damalige Gefährte, der nicht von ungefähr heute Automechaniker ist. Und ich bin zumindest Ingenieurin - das heißt, es stört mich einfach, wenn die Technik unter meinem Allerwertesten komische Geräusche macht - wenn Gelenke schlackern, Lager dröhnen, der Auspuff röhrt oder klappert... Leider bin ich nicht abgebrüht genug, einfach weiterzufahren, bis der ADAC kommt. Vielmehr treiben meine feinfühligen Wahrnehmungen mich schnell in die Werkstatt meines Vertrauens.
Im Bus, der mich heute zu Auto Hofmann in die Papstgemeinde Pentling brachte, kalkulierte ich noch durch: Mein Auto kostete ungefähr so viel wie ein Quadratmeter sanierter und denkmalgeschützter Altbau in Regensburg - ein Betrag, für den ich gut überlegen muss. Wäre es nicht billiger gewesen, eine Karre Marke Utzigutziwuschi auf Pump zu kaufen und statt der Werkstattkosten in eine monatliche Rate zu investieren? Doch es wäre bestimmt nicht so ein bequemes, komfortables und behäbiges Gerät geworden wie mein waldgrüner Passat. Nein, er ist nicht retro, er ist wirklich so alt - und mein. Trotzdem glaube ich, dass er so manches im Jahr der Abwrackprämie neu gekaufte Billigauto noch überleben wird.
Der letzte Zweifel verflog, als das frisch gewaschene Dornröschen aus der Werkstatt rollte. Erklärt mich für verrückt, aber ich liebe es - und die Freiheit, die es mir gibt.
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26
Sep
2011

Fort-Bewegung

Venedig hat seine Gondeln
Amsterdam seine Fahrräder
Delhi seine Rikschas
London seine Taxis
Wien seine Bim
Cuba seine Oldtimer
Und ich?
Hab meine Phantasie.
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18
Jun
2011

Dornröschen ist wieder dicht

Aufmerksame LeserInnen meines Blogs wissen vielleicht von Dornröschen, meinem sporadisch mobilen Gefährt. Sporadisch deshalb, weil ich die meisten Fahrten mit dem Rad erledige, was Dornröschen mir zum Glück nicht übel nimmt. Allerdings befand sich seit geraumer Zeit ein Leck im Kofferraum. Die Werkstatt gab sich alle Mühe: Dauerberegnung mit dem Gartenschlauch, ein Besuch in der Waschanlage. Der Chef persönlich faltete sich in den Kofferraum, um sich das ganze von innen anzuschauen - nichts. Ein Regenschauer hätte helfen können, doch immer, wenn ich das Auto zur Werkstatt fuhr, strahlte die Sonne. Tagelang. Als sich dann auch noch das Blech unter der Batterie mit Wasser füllte und ich den Ablauf nicht finden konnte, lieferte ich das Auto kurzerhand zu einem längeren Werkstattaufenthalt ein - schließlich flog ich in Urlaub. Dornröschen sollte inzwischen eine Kur bekommen. Nach vierzehn Tagen, in denen es mehrmals geregnet hatte, endlich die Erfolgsmeldung: Ein Austausch der Dichtung am Kofferraumdeckel, und Dornröschen ist wieder dicht!
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8
Sep
2010

T-Mobile SMS E-Mail

Ob ich diesen Blog wohl als Reisetagebuch nutzen kann? Kleine Miniaturen vom Bodensee per SMS? Übermorgen reise ich...
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3
Aug
2010

Ankünfte

An einem Bahnhof anzukommen, ist immer etwas Besonderes. Wartet jemand in der Eingangshalle auf dich oder winkt dir schon am Bahnsteig zu? Und selbst wenn nicht, erlebst du die Ankunft der anderen hautnah mit. Müde Pendler, erlebnisgesättigte Urlaubsheimkehrer oder Menschen, die einen Tag in der Großstadt verbummelt haben. Siehst vielleicht sogar ein paar Bekannte und fragst dich, wie sie den Tag verbracht haben; wer die hübsche junge Frau ist an der Seite dieses Typen, den du kennst, woher noch gleich, oder der Bärtige, der eine noch enferntere Bekannte, die du noch nie leiden konntest, in Empfang nimmt.

Wie profan dagegen, allein mit dem Auto nach Hause zu kommen oder mit dem Fahrrad. Du parkst ein oder trägst das Rad in den Keller, nimmst deinen Wohnungsschlüssel und bist einfach wieder da.
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2
Aug
2010

Dornröschen

Neulich habe ich mein Auto getauft. Ganz spontan kam mir der Name in den Sinn, als ich es am Straßenrand stehen sah und grüne Blättchen seine Scheiben küssten. Ich hatte es schon wieder eine Weile nicht benutzt, und das Gestrüpp schien unmerklich dichter geworden zu sein. Der Busch streckte seine Zweige auf der Fahrerseite aus, sodass ich Mühe hatte, hinein zu kommen. Dornröschen, schoss es mir durch den Kopf. Dabei ist mein Auto alles andere als eine liebliche Jungfrau. Zwölf Jahre alt und ein wahrer Klotz, ein VW-Passat in dunkelgrün. Grün wie das Blattwerk ringsum. Bald hat es 150.000 Kilometer auf dem Motorblock. Seine größten Reisen hat es vermutlich hinter sich, bei mir steht es häufiger herum, als dass es benutzt wird. Manchmal fahren wir zum Einkaufen, ein andermal besuchen wir eine Freundin im romantischen Labertal. Dort stelle ich es auf einem Marktplatz ab, wo dörfliches Leben es umgibt. Vielleicht pinkeln Hunde an seine neuen Reifen, oder Kinderhände patschen auf seinen staubigen Lack. Wenn ich Dornröschen aus seiner Parkstellung wecke, blinzelt es mich mitnichten verschlafen an. Stattdessen entriegeln sich die Türen alle gleichzeitig mit einem dumpfen Schronk. Es springt auch jedes Mal an. So wie letzten Winter,als ich es nach Wochen unter dem vielen Schnee erst suchen und mit der Schaufel ausgraben musste. Es war unser erster gemeinsamer Winter seit dem 9.9.09. An diesem Datum habe ich Dornröschen zugelassen. Die Chinesen verbinden mit der Zahl 9 unter anderem Langlebigkeit - keine schlechte Sache für ein Auto.
Zuvor habe ich zehn Jahre lang Carsharing genutzt. Die Buchung per Internet klappte reibungslos, ich musste mich um fast nichts kümmern. Doch im Lauf der Jahre wurden die Autos immer kleiner. Zuletzt passte höchstens noch ein Beautycase in den Kofferraum oder eine Schachtel Wein, keinesfalls aber eine normal große Kiste Wasser, wie ich sie in meinem Fahrradanhänger durchaus unterbringe. Außerdem fahre ich mit dem Auto öfter mal in den Bayerischen Wald, wo das Auto den ganzen Tag ungenutzt herumsteht, die teure Carsharingzeit aber trotzdem bezahlt werden muss. So ereilte mich der Wunsch nach einem eigenen Gefährt ausgerechnet im Jahr der Abwrackprämie. Leider hatte ich zuvor weder ein Altauto besessen, noch konnte oder wollte ich mein Fahrrad abwracken. Unabhängig von der Marktlage sollte eine Frau nie versuchen, allein ein Gebrauchtauto zu kaufen - es sei denn, sie liebt phantasievolle Geschichten über dessen Vorleben. Wundersamerweise ist die langjährige Vorbesitzerin des Gebrauchtfahrzeugs nämlich immer eine ältere Dame. Ich habe dieses Verkaufsargument nie verstanden. Was, wenn die ältere Dame einen höllischen Fahrstil hatte? Vielleicht drosch sie den Gang rein und jagte mit aufjaulendem Motor durch die Spielstraße, dass die Nachbarn nur so in ihre Hofeinfahrten zurück hechteten und um ihre Kinder bangen mussten? Ließ das Getriebe krachen, bis der ADAC kam, und gab stets Vollgas auf der Autobahn, aus purer Freude am Fahren? Misstrauisch machten mich auch Wagen mit französischem Scheckheft, dessen jungfräuliche Seiten sich über viele – inspektionslose? – Jahre ausschwieg. Regelmäßig gewartet wurde hingegen das Behördenfahrzeug, doch sein Preis war in etwa so utopisch wie sein Kilometerstand und grenzte an ein unmoralisches Angebot. So spannend die Autogeschichten auch klangen - meine Storys erfinde ich lieber selbst. Ein Verkaufsgespräch für ein Auto sollte dagegen frei von fiktionalen Elementen sein. Schließlich zog ich den Automechaniker meines Vertrauens zu Rate, der mich auf Dornröschen aufmerksam machte. Es entsprach nicht ganz meinen Vorstellungen: Allein das Stufenheck! Wer fährt schon ein Auto mit Stufenheck? Ich nicht. Bisher. Außerdem ist so ein Passat doch viel zu groß für mich, und sind hundert PS nicht ein bisschen übertrieben? Doch weiche Sitze umfingen mich sanft, der ruhige Lauf von Motor und Fahrwerk lullten mich ein. Ich entführte also Dornröschen zur Probefahrt auf die Hebebühne, um es auch von innen und unten zu betrachten. Der Automechaniker meines Vertrauens und sein Chef rieten mir zum Kauf. Inzwischen haben wir uns sehr aneinander gewöhnt. Nur seine Bremsscheiben geben protestierende Geräusche von sich, wenn sich nach zweiwöchigem Stillstand mal wieder Rost auf ihnen angesammelt hat. Dafür kam Dornröschen im Mai unverhofft zu einer großen Fahrt, und zwar ausgerechnet wegen eines isländischen Vulkans. Aus dem Flug nach Irland wurde eine spontane Fahrt durch die Schweiz und Italien, zusammen mit einer Freundin. Wir wechselten uns beim Fahren ab und rollten schließlich direkt vor der Touristeninformation eines hübschen ligurischen Küstenortes aus. Nach ein paar autofreien Tagen am Meer durfte Dornröschen auch seine Bergtauglichkeit beweisen. Trotz seines hohen Alters brachte es uns ohne Zwischenfälle wieder zurück. Nur im Kofferraum unter dem Ersatzrad fand ich neulich einen Goldfischteich. Leider ohne die Goldfische. Sollte dies das Wasser sein, das im Kühler fehlte? Ich zog den Stöpsel ab und ließ den Kofferraum trocknen. Der Mechaniker meines Vertrauens beruhigte mich: bei der Wahnsinnshitze könne schon einmal etwas Kühlflüssigkeit austreten, ich habe den richtigen Kühlerzusatz gewählt (vermutlich bin ich die einzige, die bei 40 Grad Frostschutzmittel kauft!) und das Leck im Kofferraum werde man in der Werkstatt schon finden.
Ansonsten erledige ich kleine Wartungs- und Pflegearbeiten selbst. Jedenfalls im Prinzip. Doch neulich an der Tankstelle standen mir drei Männer im Weg - wie Männer das halt manchmal so tun. Samt Motorrädern, von denen eines ziemlich zerlegt aussah, mit oberbayerischen Kennzeichen. Die Männer rauchten und tranken Kaffee aus Pappbechern, während ihr Kumpel ein Ersatzteil besorgte. Es sah nach einer längeren Brotzeitpause aus. Ob ich wohl Luft tanken könne? Kein Problem. Woraufhin mich einer der Drei zwischen das intakte und das halb zerlegte Motorrad lotste - gottlob traf Dornröschens Stufenheck elegant dazwischen. Und dann erbot sich einer der Männer, den Reifendruck zu prüfen. Der Luftschlauch reichte mühelos an alle vier Räder heran. Typisch, dachte ich. Drei Männer an der Tankstelle, und ich - die Frau - stelle mich tatsächlich daneben und schaue ihnen dabei zu, wie sie sich für mein Auto die Hände schmutzig machen. Doch vielleicht waren sie das nach dem Zerlegen des Motorrads ohnehin. Außerdem mussten die Männer sowieso warten und standen mir mit ihren Maschinen im Weg. Da war es doch das Mindeste, dass... oder? Egal. Ich genoss es. Danke, Ihr Drei von der Tankstelle!
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