
Schnee und Eis zwingen mich derzeit, zu Fuß zur Arbeit zu gehen. Das beschert mir ungewohnte Stadtansichten, ganz ohne Gedränge und Glühweinwolken. Es ist noch dunkel, der Morgen lässt sich bestenfalls erahnen. Über der Wahlenstraße leuchten bezaubernde Sterne, inmitten filigraner Lichtpünktchen. Warum ist mir noch nie aufgefallen, wie hübsch diese Beleuchtung ist? Vielleicht, weil ich andernorts Hässlicheres gewohnt bin.

Alljährlich gruseln die Spanischlehrerin und ich uns aufs Neue: Werden auch dieses Jahr wieder die Weihnachtsbäume über der Ludwigstraße gehenkt? Plumpe Dinger an dicklichen Tannengirlanden, die Unterseiten der scheußlichen blassgoldenen Töpfe bedrohlich über unseren Köpfen. Warum nur fühlt es sich jedes Mal so an, als würde ich die Radieserl von unten anschauen?
radicchia - Mo, 6. Dez, 21:32