Die Gläser sind voll sandigem Staub. Die Zeitung lässt sich nicht mehr umblättern, seit Beton zwischen die Seiten geraten ist. Im Kühlschrank lagern wärmedämmende Ziegel. Das Bett wurde gegen den Dachstuhl getauscht, nachts leuchten die Sterne durch den halbfertigen Kamin. Rohre atmen leise. Wasser rasselt unterm Keller. Maßzeichnungen zieren das Klo. Ein Metermaß für mein Kuchenrezept! Im Ofen simmert Dichtungsschlämme. Dachpfannen geben den Ton an. Eine Wand nach der anderen putzt sich heraus. Das Kranauge sieht alles. Die Säge kreißt und gebiert sieben neue Sägen: Handsäge, Stichsäge, Kreissäge 2, Schattenfugenfräse, Laubsäge, Fuchsschwanz und Motorsäge. Und ewig schweigen die leeren Wälder. Ein Lastwagen kommt zu Besuch. Der Bagger verschläft und kommt erst wieder zu sich, als der Fäustling ihn trifft. Hammer und Meißel geben sich ein Stelldichein. Stahl und Glas verabreden sich zu einem Date. Beton ist Beton, und Schlamm ist Zufall. Zwei Zangen begreifen sich nicht. Stromausfall: Der Zufallsgenerator springt nicht an.

Stehenbleiben heißt: Nicht atmen.
Atmen heißt: Nicht denken.
Denken heißt: Nicht gehen.
Gehen heißt: Nicht stehenbleiben.
Stehenbleiben heißt: Nicht zählen.
Zählen heißt: Nicht denken.
Denken heißt: Nicht atmen.
Atmen heißt:




entstanden nach einer Gehmeditation auf dem Liebfrauenberg im Elsaß, während der Jahrestagung 2013 des Segeberger Kreises

Wer hätte das vor, sagen wir mal, 25 Jahren gedacht: Dass es Maschinen gibt, die weltweit Daten und Informationen für die breite Masse zugänglich machen. Und dass jede, absolut jede Frage gestellt werden kann, so lange es nur einen Menschen gibt, der diese Frage denkt. Die Zahl der einzigartigen Fragen allerdings scheint begrenzt. Wir User und Userinnen werden es nie erfahren, da die Antworten dazu im google-Ranking ganz weit hinten rangieren. Relevant ist nur, was oft gefragt wird. Und dann liegt die vermeintliche Antwort oft schon in der Frage selbst - denn google gibt die häufig in Kombination verwendeten Suchbegriffe aus. Wenn ich zum Beispiel das Wort ersatz als Suchanfrage eingebe, schlägt google mir ersatzkassen vor. Setze ich nur ein Leerzeichen hinter meine ursprüngliche Anfrage, erscheint als zweites schon ersatz für backpulver. Die Autovervollständigung offenbart uns also, was derzeit die Welt bewegt. Es gibt Menschen, die - verständlicherweise - nicht mit bestimmten Begriffen assoziiert werden wollen, und die dagegen klagen. Setzen wir uns in eine virtuelle Zeitmaschine und stellen uns einen Bericht darüber in der Tagesschau von 1989 vor: Damals wäre uns utopisch erschienen, was heute ganz selbstverständlich ist. Experimente mit verschiedenen Suchbegriffen fördern sicherlich originelle Ergebnisse zutage.

Noch besser allerdings finde ich Übersetzungsprogramme. Denn während Autovervollständigen lediglich lästige oder lustige Zusammenhänge herstellt, wo vielleicht gar keine sind, können automatische Übersetzungen ohne Umwege als Generatoren experimenteller Literatur eingesetzt werden - eine Technik, die der legendären Gruppe Oulipo in ihren Anfangsjahren noch nicht zur Verfügung stand.

Hier der Übersetzungsschnipsel aus dem Griechischen, der mich zu diesem Blogbeitrag inspirierte:

Hier auf dieser Insel, die Luft ist dick und dagegen schwere Eigenschaft schläfrig.

Ich liege auf dem Boden in einem Rahmen aus Licht. Es zeichnet Streifen durch die Jalousie auf mein Gesicht. Ich fühle die wärmeren und kühleren Stellen auf der Haut. Stirn, Nasenrücken und Kinn im Schatten, dazwischen Sonnenwärme. Ich blinzle, atme, esse Licht. Staubteilchen und Schatten zerteilen das Zimmer in Innen- und Außenraum. Als der Schatten meine Augen erreicht, erkenne ich, was draußen ist: Es ist das Nichts. Das nahtlose, blaue Nichts.

Du brennst für die Sache
Ohne genau zu wissen
Was eigentlich Sache ist

Du kannst nicht genug bekommen
Obwohl Du Dich nie genug
Darauf vorbereitet fühlst

Du bist begeistert
Auch wenn Dein Geist
Nicht folgen kann

Du bist bestens ausgebildet
Für etwas
Das hier nicht zählt

Du bist neugierig
Auf die alten Hüte
Der anderen

Du bist quer eingestiegen
Und über Grenzen gegangen
Um Neuland zu erforschen

Du bist in aller Unvollkommenheit willkommen
Und denkst
Was soll's:

Wer in fremden Gefilden wildert
Darf keine Scheu haben
Dort einen Bock zu schießen

Phantasiebaustelle
Lärmfrei + staubdicht
Kanalisierter Gedankenstrom
Leuchtende Hirnareale
Parkplätze der Poesie
Inspiration + Introspektion
Im Spiegelsaal
Intravenöses Dopingpotential
Hypersensibler Lyrikdetektor
Weinseeliger Wortrausch
Im Hinterzimmer
Der Kreativität.

Ungezähmt + vogelfrei
Wildsanft
Schreibt es sich
Von einem Ort zum anderen
Unbeschadet einer Realität
Von zweifelhafter Verlässlichkeit
Ein Wartesaal
Für Ideen, Metaphern, Schachtelsätze
Ein Koffer voller Worte
Ist schnell gepackt.

Begib dich auf die Fahrt
Ins Glückshotel
Ein Tasten, ein Suchen
Nach Sinn + Unsinn
Textile Installationen
Hart am Wort
Und fern
Vom Fassbaren

mango
man go
woman go
wo mango
womango?
to go
go to
coffee to go
togo
tomango
coffee brown woman
eating mango
hey man
wanna meet my mangos?
no way
man
take away
your coffee
and go

was tun wenn der schreiner
eine schraubblockade hat
und die nerven
eine reißhemmung?
was tun wenn maul- und klauensperre
politiker befällt
und die schweine sich ekeln
vor der suhle?
was tun wenn die wüste
den sonnenbrand leid ist
und dromedare höckerneid
auf die kamele kriegen?
trocken und heiß ist es
am pol
und die ozonschicht
streikt

bunga bunga bungalow
tanga tanga mango
boeing: boing boing!
tango manga fango
bingo bongo pingu
peng peng bingobongo
dengue dingdong
kongo fango
king kong peng




entstanden beim Schlemmen & Schreiben im Café Noah am Haidplatz
nächstes Treffen am 20. März ab 18 Uhr, offen für alle!

1 der blaue himmel über mir.
das braune, frisch gepflügte feld.
die ockerfarbenen augen des hundes.
das hellgrün in den zweigen.
der olivenbaum in deinem garten.


2 dein blauer garten in den augen des hundes.
der frisch gepflügte himmel in hellgrün.
olivenzweige am braunen Himmel.
über mir dein feld.


3 der hellgrüne hund im olivenbaum.
unterm frisch gepflügten gartenbraun.
meine blauen zweige im ockerfeld.
über deinem augenhimmel.





entstanden beim Schlemmen & Schreiben im Café Noah am Haidplatz