4
Sep
2011

Nach-Lese

Scheune

Drei Wochen ohne Internetzugang: Eine willkommene Auszeit, nach der es mich nun heftig in den Fingern juckt! Vor allem, da ich in dieser Zeit nicht nur Urlaub machte, sondern meinem Zweit-Beruf als AutorIn und Schreibpädagogin in Ausbildung nachging. Die Scheune Lehen in St. Gerold im Großen Walsertal ist ein wunderbarer Ort, zum Lesen genauso wie zum Meditieren und Schreiben: Inmitten von Bergen und grünen Wiesen, etwas abseits noch vom ohnehin schon kleinen Ort St. Gerold.

Klein, aber fein und sehr vielfältig präsentierte sich unsere Lesung am Abend des 12. August. Hier die Rezension in den Vorarlberger Nachrichten vom 19. August 2011.

Am nächsten Tag dann zog es uns zusammen die Berge: Eine Vorarlbergerin, eine Tirolerin und eine Bayerin. Dabei nahm ich mir vor, künftig wieder öfter das Donautal zu verlassen und das Bergeerklimmen zu trainieren! Der Aufstieg auf die Gaßneralpe (1.562 m ü. NN) konnte gerade noch als Genusswanderung gelten, zum Weitergehen hätte ich mir mehr Kondition gewünscht. So lagen wir eine Weile auf der Alpwiese. Von der bewirtschafteten Alphütte, der Sennerei und den anderen Hütten drangen Geräusche der Betriebsamkeit herüber - ein kleines Dorf hoch über dem Großen Walsertal. Nach einer Brotzeit auf der Wiese genehmigten wir uns noch ein Radler auf der Alphütte. Die Tirolerin lud ein, die Vorarlbergerin dolmetschte, die Bayerin sortierte ihre diversen Tücher, die sie am Berg vor Wind und Sonne schützen.

Dann kam der Abstieg. Ein Schild, das direkt auf eine Wiese zeigte, sorgte für Verwirrung: Sollten wir über den Weidezaun steigen und uns geradewegs den Abhang hinabstürzen? Da entdeckten wir einen Mann, mit seinem Bier und Keksen friedlich allein vor seiner etwas abseits gelegenen Hütte. Er stellte sich als erstaunlich gesprächig heraus und zeigte uns das winzige Haus aus dem 17. Jahrhundert, ausgestattet mit einem neuen Dach und einem topmodernen Bad, aus dem dann auch noch seine Frau auftauchte. Sie zeigte sich nur kurz überrascht, dann gaben uns beide spontan eine Führung durch die ansonsten unveränderte Hütte, die sie vor einiger Zeit gekauft hatten. Die Vorarlbergerin, versteht sich, übernahm einen Großteil der Gesprächsführung. In jedem Falle schien der Mann schwer beeindruckt von dem Gegensatz zwischen dem harten Leben derer, die einst die Alp bewirtschafteten, und dem schieren Vergnügen, mit dem er heute hier seine Wochenenden verbringt. Aber die Arbeit wird ihm und seiner Frau auch heute nicht ausgehen, um die Hütte bewohnbar zu halten. Er erklärte uns dann auch noch, wie der Abstieg nach St. Gerold zu nehmen sei. Der Weg hieß "Der Wiese entlang" und es brauchte tatsächlich die Hinweise des netten Hüttenbesitzers, um uns nicht zu verlaufen.

Am Abend dann - in durchgeschwitzten Wanderklamotten - trafen wir uns zur Einstimmung auf den Workshop "Literatur und Meditation". Wir waren die einzige Gruppe im Haus und konnten alle Räume frei nutzen: Den langen Holztisch in der großen Diele, von der die Treppe hinauf in den Meditationsraum führte, den - jetzt wieder leeren - Veranstaltungssaal und natürlich auch die Sitzgelegenheiten im Hof, die Wiesen und die Wege ums Haus. Hier entstanden meditative, impulsive, reflektive Texte, kleine Gedichte nach dem Vorbild japanischer Haikus und viele neue Ideen, gespeist von Stille und Landschaft. Aber es wurde auch viel gelacht, nachgedacht, gedankengetauscht... ein paar Text-Proben habe ich ja hier schon eingestellt.

Lesen, Literatur und Meditation in der Scheune - vielleicht sogar mehr als Urlaub.
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