24
Jan
2013

Kettensalz

Füße treten emsig
in rutschige Pedale
Eng gespeichte Räder wühlen
auf matschnassem Asphalt
Mal geht es zäh
mal viel zu leicht
Bist du bereit
abzuspringen
bevor unter dir
das Rad zu liegen kommt?
Reines Weiß
Zu grauem Braun
getaut
festgesetzt
auf Rahmen und Kette
Schmilzt im Keller
zu dreckigen Pfützen
Nur das Salz
bleibt schädlich


Radeln empfiehlt sich nicht bei rutschig-matschig-eisiger Witterung, doch manchmal dauert es einfach zu lang, zu Fuß zu gehen. Dann hole ich doch mal das Rad hervor, nicht ohne Grausen: Erst gilt es, auf glatter Straße nicht unter die Räder vorbeifahrender Autos zu kommen oder unsanft auf Fahrbahn oder Gehsteig(kanten) aufzuschlagen, dann wickelt sich der Pappschnee um Kette, Rahmen und Schaltung - nur um später im Keller dann eine unschöne Dreckpfütze aus geschmolzenem Schnee, Straßendreck, Schmieröl und Splitt unter sich zu versammeln. Und nicht genug: Dreck und Salz dringen in feinste Fugen, vor allem aber in die Glieder der Fahrradkette ein, die dann bis zum Sommer munter vor sich hinrostet. Kettensalz, ging es mir also durch den Kopf. Was sollte ich mit diesem schönen Wort anfangen? Könnte der Name einer Deutschrockband sein, oder auch ein Lied von Herbert Grönemeyer, mit einer dieser Liedzeilen, die man auf kuriose Weise missversteht: Oooooh, Kettensahahalz!, oder so ähnlich. Der weiße Neger Wumbaba lässt grüßen. Vielleicht aber ist es auch der Name eines Kleinstverlages mit ambitioniertem Programm: edition kettensalz. Ich überlege, ob ich den Verlag gründen soll. Einstweilen muss das obige Gedicht genügen. Es ist, was es ist: Kettensalz.
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