11
Jun
2013

Der Dialekt versagt zuletzt

Unglaublich, die Bilder aus meiner alten Heimat Niederbayern dieser Tage: Die Autobahn A3, auf der ich so oft langfuhr - seit Tagen über eine weite Strecke gesperrt. Das Niederalteicher Donauufer; Schauplatz meiner Jugend mit romantischen Sonnenuntergängen und langen Nächten am Lagerfeuer - die Donau ist dort keine Freundin im Moment, sondern eine Bedrohung. Und Fischerdorf. Da ist dieses rote Haus am Ortseingang, das so oft in den Nachrichten zu sehen war und dessen Bewohner ich kenne. Und vor dem gestern Abend in den Nachrichten der BR-Reporter stand und in wohl gesetzen hochdeutschen, gemütlich Bayerisch eingefärbten Worten berichtete. Man warte auf eine zweite Hochwasserwelle. Aber die werde - so der Reporter im O-Ton - nicht mehr so gaach ausfallen wie die erste...

Bayerische (und österreichische?) Native Speakers werden verstehen, was gemeint ist. Dialektunkundige jedoch kaum. Doch wen wundert es, wenn einem im Angesicht dieser ungeheuerlichen Überschwemmung die Worte ausgehen? Je emotionaler, je heftiger (also gaacher) das Ereignis, desto weniger ist die Hochsprache geeignet, unsere Gefühle zum Ausdruck zu bringen - nur der Dialekt hält dann noch passende Wörter bereit, versagt zuletzt im Angesicht der Katastrophe.

Sollte das Wort jedoch jemals Eingang finden in eine offizielle Radiowarnung, würde ich zur Sicherheit hinzufügen: Bitte verständigen Sie auch Ihre Nachbarn, die diese Nachricht vielleicht nicht gehört haben oder kein Bayerisch verstehen.
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