12
Aug
2010

Probepacken

Die Grundausstattung für meine Reisen ist immer gleich: Kulturbeutel mit Zahnputzzeug und Minishampoo, Nagelknipser und Reisehandbürste in Form einer kleinen gelben Ente. Auf Zugreisen sammelt sich nämlich schnell Dreck unter den Fingernägeln. Nur den Kamm habe ich schon einmal vergessen, doch das war nicht so schlimm - im Urlaub ist schließlich alles erlaubt. Außerdem sehen meine Haare nach dem Kämmen bald wieder aus wie ungekämmt. Wenn ich wählen muss, bin ich lieber sauber als frisiert. Deshalb liebe ich auch Waschlappen. Ein Hotel, das einen Waschlappen bereit hält, bekommt von mir dicke Extra-Punkte. Die Krönung freilich wären genügend Haken für Handtuch, Kulturbeutel, noch ein Handtuch in Reichweite der Duschkabine, Bademantel, Kleidung und eben den Waschlappen. Was ungeheuer schwer zu sein scheint, denn bisher habe ich das erst einmal erlebt. In einem Hotel ganz ohne Sterne und zu moderaten Preisen: Im Stadthotel Kaiserslautern. Im alten Teil des Hauses gibt es wunderhübsche Zimmer mit Parkettboden und abgebeizten Möbeln, die auf einen ruhigen Innenhof hinaus gehen. Teewasser in die Thermoskanne für den Tag und ein Brötchen für unterwegs sind dort kein Problem. Sie retteten mich an den Prüfungstagen meines Fernstudiums, das mich nach "Lautern" geführt hatte. Der knorrige Charme der Hotelbesitzer gab mir ein wohltuend heimeliges Gefühl.

Ob ich wohl bei meiner Reise an den Bodensee ähnliche Gastfreundschaft finden werde? Dort werde ich radeln, deshalb muss ich probepacken. Denn diesmal habe ich nicht meinen Rucksack zur Verfügung, von dem ich schon weiß, dass in ihm die Utensilien für zehn Tage Platz finden - gepaart mit einem Tagesrucksack oder einer Tasche. Die Grundausstattung muss mit, und die Zahl der Unterhosen ist nicht verhandelbar. Die Formel lautet n + 1, wobei n die Zahl der Übernachtungen darstellt. Genauso verhält es sich mit den Socken. Damit wird eine der Packtaschen schon ziemlich voll sein. Bleibt noch die andere. T-Shirts und Hosen und Utensilien für den Schreibworkshop in Dornbirn, die anschließende Reise am Bodensee entlang und schließlich noch eine künstlerisch ansprechende, saubere stille Reserve für den krönenden Abschluss: Meine Lesung mit einer Dichterfreundin in Winterthur. Nicht zu vergessen die Texte, die ich lesen werde! Bleibt nur zu hoffen, dass ich unterwegs nicht zu oft nass werde. Zur Sicherheit werde ich meine Geschichten nach Winterthur vorausmailen. Ob ich zur Lesung Hose oder Rock tragen werde, entscheidet das Packmaß.
434 mal gelesen

Alltagsfreuden
Altlasten
Dichtung und Wahrheit
Essen und Trinken
Experimente
Geschichten
Haus- und Handarbeit
Menschen
mobil
music & movies
radicchia 2.0
Reisen
Selma
Stadt und Land
Über mich
Verdammte Technik
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren