17
Feb
2011

Geplante Obsoleszenz

Es gibt Haushaltsgegenstände, die halten ein halbes Leben lang. Zum Beispiel die Fissler-Bratpfanne, die meine Mutter zur Hochzeit geschenkt bekam. Irgendwann kaufte sie dann eine neue Pfanne. Und dann wieder eine. Und wieder... Die alte Pfanne lagert womöglich immer noch in einem Schrank, in Ehren gealtert, aber noch gut beieinander. Und wie war das mit dem steinalten Toaster, dessen Nachfolger bei der ersten oder zweiten Benutzung in Flammen aufging?

Ich beobachte das Phänomen schon länger: Alte Dinge halten oft Jahrzehnte. Ersetzt man sie, halten sie kaum über die gesetzliche Gewährleistungsfrist hinaus. Kann das noch Zufall sein?

Nein. Das Phänomen heißt "Geplante Obsoleszenz", erklärt mir eine wirklich sehenswerte Fernsehsendung namens "Kaufen für die Müllhalde". Sie lief am 15. Februar 2011 auf ARTE und ist hier abrufbar. Sie zeigt nicht nur das Beispiel von Marcos aus Barcelona, dessen streikender Drucker angeblich nicht mehr reparabel ist, sondern auch die Auswirkungen kritiklosen Konsums von PCs und elektronischem Spielzeug. Diese Produkte sind oft "designed to fail", oder zumindest ist eine Reparatur für den, der sich nicht auskennt, teuer oder schlicht unmöglich. Große Mengen unseres Elektronikschrotts landen schließlich in Afrika. Kinder und Jugendliche bergen die Wertstoffe aus den Schrotthaufen. Reich werden sie davon nicht, stattdessen ruinieren sie sich die Gesundheit.

Der Film berichtet auch über das Phöbuskartell in den 20er und 30er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Damals sollen sich führende Glühlampenhersteller auf eine Begrenzung der Lebensdauer von Glühlampen auf 1000 Stunden geeinigt haben. Denn haltbare Produkte sorgen für magere Absatzzahlen. Geplante Obsoleszenz kurbelt den Konsum an und sorgt - angeblich - für Wirtschaftswachstum, mehr Arbeitsplätze, Wohlstand und so weiter... Wo kämen wir hin, wenn jedes Produkt so lange halten würde wie die Glühlampe im kalifornischen Livermore: 1901 wurde sie dort im Feuerwehrhaus installiert und leuchtet seither mit wenigen Unterbrechungen. Sogar umgezogen ist sie schon. Nur die Webcams, die sie beobachten, wurden schon mehrmals Opfer der geplanten Obsoleszenz.
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